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Klimawandel birgt Konfliktpotenzial: Wie viel Wasser braucht das Feld?

Auf dem Acker könnten bald nicht nur leckere Gemüsesorten wachsen, sondern auch saftige Konflikte. Denn Wasser kann in Teilen Baden-Württembergs knapp werden, wie bereits in den Sommern 2003 und 2015 geschehen. Durch den Klimawandel müssen sich Landwirte auf längere und häufigere Trockenzeiten einstellen. Zuverlässige Prognosen über den Bewässerungsbedarf von landwirtschaftlich genutzten Flächen werden daher in den kommenden Jahren eine zunehmende Rolle spielen – sei es um Ertragsleistungen sicherzustellen, sei es um Wassernutzungskonflikte proaktiv zu begegnen. geomer entwickelt innerhalb des KLIMOPASS-Projekts das webbasierte Beratungs- und Planungswerkzeug BeProBW (Bewässerungs-Prognose Baden-Württemberg) mit, welches Anwendern eine Bilanzierung und Visualisierung des zukünftigen Wasserbedarfs bei unterschiedlichen Klima- und Nutzungsszenarien für unterschiedliche Raumskalen kostenfrei ermöglicht.

Mit BeProBW steht Anwender:innen  eine Bilanzierung und Visualisierung des zukünftigen Wasserbedarfs bei unterschiedlichen Klima- und Nutzungsszenarien für unterschiedliche Raumskalen zur Verfügung.

Mit Planungswerkzeug Nutzungskonflikte vorbeugen

Neben der geomer GmbH, die die Projektleitung innehat, sind an der Entwicklung des Beratungswerkzeugs die terra fusca ing. PartG, die DIALOGIK gGmbH, die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) und das Institut für Landtechnik der Universität Hohenheim beteiligt. Die Anwendung soll in erster Linie planende Bewässerungsverbände, beratende oder genehmigende Regierungspräsidien, Landratsämter (Landwirtschaft, Wasserwirtschaft), Kommunen und Landesanstalten oder entwicklungsorientierte Landwirtschaftsbetriebe unterstützen. Diese können dann den Wasserbedarf regional und lokal bis hin zu einer einzelnen Parzelle modellieren. Eine wichtige Informationsquelle, denn die Nutzungskonkurrenz zwischen Landwirtschaft und anderen Nutzern wird zunehmen. Das deuten zumindest wissenschaftliche Studien an. Umso wichtiger ist es, eine zuverlässige Planungsgrundlage zu haben, um entsprechend zu handeln. „Wenn die Verantwortlichen sehen, dass es zu Versorgungsengpässen kommen kann, können geeignete Maßnahmen getroffen werden. Das könnte in den Anbau einer weniger bewässerungsintensiven Pflanze oder in der Errichtung eines unterstützenden Versorgungsnetzes münden“, erläutert Frederik Aguilar, Marketing-Manager der geomer GmbH.

Partizipation für Akzeptanz und maßgeschneiderte Anwendung

Zu wissen, wo wie viel Wasser verbraucht wird, kann also Konflikten vorbeugen. Dazu bedarf es im Vorfeld allerdings umfassender Informationen wie Bodenart, Bodennutzung, Klimadaten und Geländeinformationen sowie anerkannten wissenschaftlichen Verfahren, um die Wasserbilanz zu ermitteln. Welche Eingangskennwerte in welcher Weise in den Modellierungsalgorithmus einfließen, ist aktuell Gegenstand eines partizipativen Prozesses. Mit dabei und alle an einem Tisch: die potenziellen Nutzer der webbasierten Anwendung und die Projektpartner. Zum einen steigert das die Akzeptanz des Planungswerkzeugs. Zum anderen ermöglicht dies eine anwenderorientierte Entwicklung, da alle über Spezifikationen und Funktionalität mitentscheiden können.

Anwenderorientiertes Datenkonzept für intuitives Real-time Forecasting

Der Aufgabenschwerpunkt von geomer liegt im Aufbau und in der Integration der Datenbank und dem Programmieren der Nutzer-Applikation. „In vergangenen Projekten hat sich immer wieder gezeigt, dass ein gutes und nah an den Nutzeranforderungen entwickeltes Datenkonzept die spätere Anwendung erheblich prägt“, sagt Dr. André Assmann, BeProBW-Projektleiter. Das Verwenden von heterogenen Daten aus verschiedenen Quellen, die in unterschiedlichen Formaten vorliegen und dazu noch keinen exakten Raumbezug haben, bleibt dabei nicht aus. geomer entwickelt hier spezielle Verfahren und kann auf seine langjährige Erfahrung im Bereich der räumlichen Disaggregation zurückgreifen. Steht die Datenbank, soll alles ganz schnell gehen – und damit ist nicht nur der Projektabschluss gemeint, sondern auch die Systemperformance. Auch hinsichtlich des User-Interface liegen die Maßstäbe auf hohem Niveau: Hier wird ein intuitiv zu bedienender Werkzeugkasten entwickelt, der ein Real-time Forecasting für frei wählbare Gebiete ermöglicht. Mit wenigen Klicks können dann individuelle Szenarien erstellt und entsprechend visualisiert werden. Dazu wird eine zukunftsweisende Client-Server-Architektur implementiert.