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GDV Naturgefahrenkongress: moderner Hochwasserschutz statt Katastrophenhilfe

Vorsorge ist besser als Nachsorge – und das am besten ohne Zwang, so das Resümee des GDV Naturgefahrenkongresses, der Anfang Juni in Berlin tagte. Nur wenn Bürger die Gefahren von Naturgefahren kennen, können sie entsprechende Vorsorgemaßnahmen treffen. Eine Pflichtversicherung wird vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eher skeptisch gesehen, da damit Anreize zum Hochwasserschutz genommen werden. Die Versicherungswirtschaft will indes ein Informationsportal aufbauen, das die Öffentlichkeit über die Risiken der Naturgefahren informiert. Die geomer GmbH hat bereits ein partizipatives Webportal aufgebaut: Bürger und Gewerbetreibende von Gemeinden nahe Stuttgart können sich über das Internet mögliche Überschwemmungsszenarien auf einer Online-Karte anschauen – und damit, je nach Gefährdung, eigene Vorsorgemaßnahmen treffen.

Überschwemmungen kosten die Branche 1,8 Milliarden Euro

Wenn in Deutschland über Naturgefahren geredet wird, dann sind damit meist Überschwemmungen gemeint. 2013 wurden 140.000 Versicherungsschadensfälle bearbeitet. 1,8 Milliarden Euro wurden ausgezahlt. Dabei waren die Schadensfälle nicht nur an flussnahen Gebäuden, 2013 haben vor allem Starkregenereignisse zu Überschwemmungen geführt. Der Bundestag hatte 2013 einen Hilfsfond von rund acht Milliarden Euro gebilligt, das meiste davon floss in die Wiederherstellung der öffentlichen Infrastruktur. Lediglich 200 Millionen EUR flossen nach Aussage von Herrn Erdland, dem Präsidenten des GDV, an Privathaushalte.

Bund spricht sich für Pflichtversicherung aus

Während der Bund für die Einführung einer Pflichtversicherung plädiert, sieht der GDV darin eher ein Hemmnis für die Katastrophenvorsorge. Es gehe beim Hochwasserschutz darum, Menschen Leid und Verlust zu ersparen, so der GDV. Eine Elementarschutzversicherung für alle schütze nicht vor Schäden, sondern nehme Anreize in Vorsorgemaßnahmen zu investieren.

Schadensverringerung durch Vorsorge

Dass Vorsorge sich lohnen kann, zeigt das Bundesland Sachsen. Der Freistaat hat in den vergangenen Jahren rund 700 Millionen in Vorsorgemaßnahmen investiert. Eine Investition, die sich langfristig auszahlt. Während 2003 noch 4,5 Milliarden Euro an Schäden reguliert werden mussten, waren es 2013 2,2 Milliarden weniger. Damit zeigt Sachsen, dass moderner Hochwasserschutz zum einem vor Leid und Verlust schützt und zum anderen die finanzielle Belastung im Katastrophenfalle gering hält. Ohnehin muss viel passieren, denn die Länder können auf Dauer diese Summen nicht mehr tragen.

Bürger sollen besser informiert werden

Für den GDV besteht der beste Schutz der Menschen in einer Mischung zwischen Prävention und Versicherung: Für Schäden, die sich trotz Schutzmaßnahmen nicht vermeiden lassen, sollte die Versicherungsdichte auf freiwilliger Basis erhöht werden. Für eine erfolgreiche Prävention sollten die Bürger viel mehr über die Gefahren eines Hochwassers informiert werden. Dazu sind kartographische Darstellungen das Mittel der Wahl, da sind sich Experten einig. Liegt ein Grundstück, ein Gewerbeobjekt oder ein Haus in der Gefahrenzone, lässt sich auf der Karte darstellen, mit welchen Überschwemmungshöhen zu rechnen ist. Oft genügen kleine und preiswerte Umbauten, um größere Schäden zu vermeiden. geomer hat für Gemeinden nahe Stuttgart eine partizipative Online-Plattform erstellt, die Bürger und Gewerbetreibende über Hochwassergefahren informiert und für mögliche Schutzmaßnahmen sensibilisiert.